Kinder wie die Zeit vergeht ...

Gut fünf Jahre nach dem ersten Bericht über das Ganztagsschulkonzept der Erich Kästner- Realschule plus kommen Johann Glöckner und Florian Kurth erneut zu Wort

Die beiden Schüler Johann Glöckner – er besucht im laufenden Schuljahr die Klassenstufe 10 – und Florian Kurth – er hat im Sommer diesen Jahres die Berufsreife erlangt und die Schule verlassen – ziehen insgesamt ein positives Fazit im Gespräch mit Schulleiterin Barbara Lohmer und dem Pressebeauftragten der Schule, Christian Theisen.

Johann stellt besonders heraus, dass die hausaufgabenfreie Schule für ihn ein besonderer Gewinn ist. „Früher gab es daheim immer Stress, weil ich keine Hausaufgaben gemacht habe. Das kommt halt heute nicht mehr vor“.
Florian pflichtet Johann bei und ergänzt: „Die längeren Pausenzeiten gefallen mir besonders. In der Mittagspause bleibt genug Zeit zum Essen, Freunde treffen und Fußballspielen“.

„Das AG-Angebot ist auch einfach super“, so Johann weiter. „Ich habe immer die Sport-AG’s gewählt. Dabei hat mir Parkoursport bislang am besten gefallen“.
Florian erinnert sich ebenfalls noch gut an seine AG’s aus den vergangenen Schuljahren und verbindet damit ausschließlich Positives: „Ich war in der Schwimm-, Holz-, Tennis- und Streitschlichter-AG. Die Beste war für mich die Holz-AG, da man das Ergebnis noch heute auf dem Hof stehen sieht. Wir haben nämlich eine Holzbank hergestellt“. Beide Schüler sind sich einig, dass es am Nachmittag „gechillt“ zuging, da das Ganztagsangebot viel Abwechslung bietet.

Im Gespräch gingen die beiden Jungs dann auch noch auf das Lehrerraumkonzept ein, dessen Einführung sie aktiv miterlebt haben:
„Anfangs fand ich das Konzept überhaupt nicht gut, aber man hat sich schnell daran gewöhnt“, so Johann. „Mich stört es überhaupt nicht. Im Gegenteil, man hat halt etwas Abwechslung, wenn man schon den ganzen Tag mit den gleichen Personen zu tun hat“, so Florian mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Beide Schüler haben bereits klare Vorstellungen von ihrer Zukunft:
„Ich habe zunächst die 9R besucht, mich dann aber dazu entschlossen, den Berufsreifeabschluss zu machen. Da es etwas leichter war, habe ich habe ich bessere Noten bekommen. Ich war auch einfach noch nicht so weit. Jetzt an der BBS kommt es mir zugute und ich weiß was ich will. Meine Noten dort sind gut und ich weiß schon, in welche Richtung es gehen soll. Ich möchte Bürokaufmann werden“.

Johann ergänzt: „Jetzt in der 10, die ich mit der mittleren Reife verlassen werde, ist es schon schwieriger. Ich weiß aber was ich will und mache nebenbei in den Ferien Praktika im Bereich Sport und Gesundheit“.

Wir wünschen Johann Glöckner und Florian Kurth für ihre schulische und berufliche Zukunft alles Gute.

Rhein-Zeitung vom 08.09.2010: Neue Chance kommt gut an: Länger gemeinsam lernen

Florian und Johann im Jahr 2010

Erich Kästner-Schule startet als Integrative Realschule Plus in andere Bildungswelten - Eltern und Kinder über erste Eindrücke

Der Erich-Kästner-Schule in Bad Neuenahr- Ahrweiler erging es wie vielen anderen im Land: Sie trug den Stempel Hauptschule.

Seit dem neuen Schuljahr bereichert sie als Integrative Realschule plus neben der Barbarossa-Schule in Sinzig die Bildungslandschaft im Kreis Ahrweiler. Das pädagogische Prinzip: länger gemeinsam lernen. Erst nach der achten Klasse werden die Lerngruppen mit dem Ziel Abschluss der Berufsreife oder Mittlere Reife getrennt. 52 Eltern im Einzugsbereich der Erich Kästner-Schule haben dies als richtigen Weg für ihre Kinder gesehen. Zwei davon sind Barbara Josten und Petra Kurth. Sie freuen sich über Söhne, die wieder Spaß an der Schule haben, und sehen die Vorteile der Ganztagsschule: "Die Hausaufgaben sind erledigt, wenn die Kinder nach Hause kommen. Das ist gut für den Familienfrieden."

Die integrative Form der Realschule bietet nach Ansicht der Schulleiterin Barbara Lohmer die Möglichkeit, möglichst lange alle Talente entdecken und herausformen zu können. Nur so konnte für Lohmer die Zukunftslösung für eine ehemalige Hauptschule aussehen, die seit 2004 als Ganztagsschule viele Impulse setzte und ihrer Ansicht nach bereits gut aufgestellt war für die Herausforderung, in kleinen Klassenverbänden die Schwächeren individuell zu fördern und die Starken zu fordern.

Die Fünftklässler Florian und Johann haben sich bereits gut eingelebt. Bis 16 Uhr in der Schule zu sein, empfinden die beiden nicht als anstrengend. Der Unterrichtstag ist so aufgebaut, dass sich Konzentration und Entspannung abwechseln. Ein Rhythmus, der auch möglich wurde, weil der Anteil der Ganztagsschüler seit 2004 ständig wuchs. "Eltern entscheiden sich heute für die Ganztagsschule, weil sie von der Pädagogik überzeugt sind, weniger, weil sie ein Betreuungsproblem haben", weiß Lohmer. Auch Vereine entdecken das Potenzial von Ganztagsschülern. Es gibt mehr Kooperationen. Allein der TuS Ahrweiler sei mit fünf Angeboten auf die Schule zu- gekommen.

Der Abschied von der Hauptschule ist Lohmer als Lehrerin schwergefallen. Sie glaubt aber an den Ehrgeiz, den alle Schüler entwickeln, wenn man ihnen viel zutraut. Sie ist gespannt darauf, wie die erste integrative achte Klasse ihre Chancen nutzen wird, den Sprung in die Vorbereitung für den Sekundarabschluss I zu schaffen. (bea)